Tote Migranten im Laderaum: Die Toten, die wir ignorieren wollen

Sie sind in der Nacht zwischen Freitag und Samstag aus dem libyschen Zuwara losgefahren, es waren 362, darunter Syrer, Pakistanis und Bengalen, sowie Migranten aus der Subsahara. Heute haben jedoch nur 313 von ihnen mit den eigenen Beinen die Anlegestelle des Hafens in Catania berührt. Die übrigen 49 haben ihren letzten Atemzug in Laderaum des Schleppers ausgehaucht, in dem sie, der paradoxen und absurden Hierarchie der Ärmsten der Armen zufolge, in die „dritte Klasse“ verbannt worden waren. Sie sind an der Inhalation giftiger Gase gestorben, erstickt, ertrunken. Gestorben an der Verzweiflung oder an zu viel Hoffnung.


Das Schiff „Siem Pilot“ der norwegischen Militärmarine, die als Teil der aktuellen Frontex-Mission eingesetzt wird, ist um 11 Uhr am Hafen in Catania angekommen. An Bord reisten 416 Migranten und 49 leblose Körper mit, das Ergebnis zweier Rettungsaktionen: die erste, die der Tragödie, der „Cigala Fulgosi“ der Militärmarine; die zweite Aktion, die von einem deutschen Schiff durchgeführt wurde, die 103 Flüchtlinge südlich von Lampedusa gerettet hat. Nach den Erklärungen der Kommandantin Lisa Dunham ist der Zustand der Überlebenden an Bord stabil, mit Ausnahme von manchen schwangeren Frauen und wenigen Kranken. Es wurden außerdem 5 von ihren Eltern begleiteten Kinder und um die 15 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gezählt.

Mehr kann nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Ankunftsprozeduren dauerten ungefähr vier Stunden, unter den Blitzlichtern der Berichterstatter und den Blicken der Behörden: die Küstenwache, die Vertreter von Frontex, Finanzwache, Polizei und Carabinieri. Sobald die Migranten vom Schiff gestiegen sind, wurden sie dem Fotografieren und den üblichen ärztlichen Untersuchungen des Roten Kreuz unterzogen, dann wurden sie in einen abgesperrten Bereich geführt, in dem Busse bereitstanden, die sie in die diversen Regionen Italiens bringen sollten. Gegen 15.30 Uhr ist der Arm eines Krans in den Bauch der Siem Pilot gedrungen um einen weißen Container herauszuholen, der sich als der Kühlraum entpuppte, in dem die Leichen der toten Flüchtlinge waren. Alles hat ungefähr 10 Minuten gedauert, in dieser Zeit wurde die Schande in einen LKW geladen und zum Verschwinden gebracht, um die Sensibilität der Anwesenden nicht zu stören. Ein sauberes, duftendes und aseptisches Manöver.

Eine Geschichte, die wir schon gesehen haben, die sich jeden Tag wiederholt. Es ist das Leben tausender Menschen, die weder Gleichgültigkeit noch Zynismus verdient, die jedoch die Pflicht betont, gewissenhaft zu reagieren.

Beatrice Gornati
Borderline Sicilia Onlus

Aus dem Italienischen von Alina Maggiore