Wann endet der Leidensweg der Migranten im PalaSpedini?

Heute Morgen befanden sich im PalaSpedini ungefähr 170 Migranten. 70 gingen am 9. Juli von Bord und weitere 108 sind am 16. Juli angekommen. In Folge zahlreicher Anklagen unsererseits sind wir in ständiger Erwartung von Veränderungen, dass die Situation der Vernachlässigung und Ungewissheit, in der sich auch 11 Frauen und 14 Minderjährige seit geraumer Zeit befinden, verbessert. Ungefähr 50 Migranten stiegen gestern in einen Bus, der sie dann ins Aufnahmezentrum (CARA) von Mineo brachte. Ein Fortschritt, zumindest bezüglich dem Zugang zum Asylverfahren. (Kein Fortschritt bedenkt man die Destination, CARA Mineo).
Seit Jahren klagen wir die Wartezeiten bis zur Anhörung bei der Asylkommission (über 18 Monate) und die Lebensqualität im Mega-CARA zum Schämen an, denn das Mega-Business wird auf dem Rücken der Asylantragssteller ausgetragen. Da es unmöglich war die 50 Migranten im CARA von Mineo aufzunehmen, (dort wo bis im Jahr 2012 durchschnittlich 1800 bis 2000 Personen untergebracht waren, befinden sich zur Zeit 5000 Menschen) wurden sie noch am selben gestrigen Tag wieder zurück ins PalaSpedini gebracht. Zumindest bekamen sie im CARA von Mineo die Möglichkeit das Formular C3 (Asylantrag) auszufüllen. Allerdings, wäre es nicht logischer, schneller und weniger kostspielig dasselbe Formular im PalaSpedini auszufüllen?

Heute Morgen hat sich erneut ein Bus mit Destination CARA Mineo gefüllt. Jedoch nach bereits zwei Stunden kamen dieselben Migranten im selben Bus wieder zurück (sie hatten weder die Möglichkeit auszusteigen und Zentrum zu besichtigen, noch das Formular C3 auszufüllen!). Zum PalaSpedini kamen außerdem zwei Busse des Mobilitäts- und Transportbetriebs (AMT). 147 Migranten sollen im Laufe des Tages per Flugzeug in andere Zentren übersiedelt werden, so Dr. Marino. Über 30 Migranten (unter ihnen auch Minderjährige) blieben im PalaSpedini ohne über ihr weiteres Schicksal informiert zu werden.

Seit Tagen verurteilen wir die Vernachlässigung, welche den Migranten widerfährt. Sie reicht von der Arzneimittelversorgung über Kleidung (viele von ihnen sind ohne Schuhe), Hygieneprodukten, Kommunikation mit Angehörigen über ihre Ankunft bis hin zu Informationen über Asylrecht und ein Minimum an kultureller Mediation. Zumindest für Verpflegung wurde gesorgt. Jedoch würde wenig genügen, um die Leiden dieser Menschen zu lindern. Migranten sind keine Objekte die man einfach abstellen kann, sondern Menschen, die im Besitz unverletzlicher Rechte sind, dazu gehört auch das Recht auf Asyl.

Bürgermeister Bianco lässt keine Möglichkeit aus, um Catania zur Stadt der Aufnahme zu ernennen. Trotzdem können wir nicht verstehen wieso keine angemesseneren Erstaufnahmestrukturen, wie ungebrauchte Krankenhäuser bereitgestellt werden, sondern weiterhin schlechtere Lösungen, wie Turnhallen genutzt werden und dies obwohl die überwiegende Mehrheit dieser Migranten Asylantragssteller sind. Dies unterstreicht nur die beschämende Logik der Absonderung (dieselbe Logik mit der die Regierung Migranten in Kasernen „aufnimmt“, wie zum Beispiel in Messina). Auf Grund stumpfsinniger Bürokraten und inhumaner, rassistischer Gesetze – wer regiert bestimmt – steigt leider die Zahl der Schiffbrüche und das mafiose Treiben im mediterranen Raum nimmt zu. Bei den mutmaßlichen Schleusern, die bei Polizeieinsätzen geschnappt werden, handelt es sich meistens um Minderjährige. Der Vorschlag ein europäisches Asylrecht zu übernehmen wurde beim letzten Gipfeltreffen über die Einwanderungspolitik in Brüssel abgelehnt. Zugleich wurde aber entschieden die beschämende Operation Frontex zu verstärken „um der illegalen Einwanderung entgegenzuwirken“, welche mit den schlimmsten freiheitsfeindlichsten Regimen unter einer Decke stecken.

Wir appellieren an die Medien, ihre Kameras nicht von den immer häufiger auftauchenden Menschenrechtsverletzungen gegenüber Migranten in Sizilien abzuwenden. Wir appellieren an sie nicht nur „das Spektakel“ der Ankunft sondern den ganzen „Aufnahmeprozess“ zu überwachen. Außerdem laden wir solidarische Gesellschaften von Catania ein, nötige Mittel zu sammeln (Kleider, Schuhe, Hygieneprodukte, Wörterbücher) und die Forderung nach geeigneten Strukturen zu unterstützen. Es muss eine Möglichkeit gefunden werden, dass nicht begleitete Minderjährige und Frauen gleich von den Gesetzen zu ihrem besonderen Schutz Gebrauch machen können und dass Erwachsene nicht im Pseudoaufnahmebusiness des Mega CARA von Mineo landen. An Stelle dessen sollten sie in Aufnahmeprojekten und SPRARs, (Schutzsystem für Asylantragssteller und Flüchtlinge) geführt von qualifiziertem Personal, untergebracht werden, auch angesichts der Tatsache, dass sich Strukturen, welche nur aus finanziellem Interesse entstehen, vermehren.

Rete Antirazzista Catanese

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner