Augusta: Nackt im Hafen

von Cronachediordinariorazzismo.org -Nackte Menschen unter den Rohren der Wasserleitungen, um sich zu waschen. Das Bild macht gerade im Netz die Runde. Menschen im Hof des Containerhafens von Augusta, in Sizilien. Männer – und Frauen – die soeben erst in Italien angekommen sind, nach einer der vielen kräftezehrenden und gefährlichen Reisen auf dem Meer, die davor durch die Wüste und den Maghreb führte.
Der Artikel von Rosa Tomarchio wurde von webmarte.tv. veröffentlicht, wo auch aus Foto zu sehen ist. Die Journalistin berichtet von „völlig nackten Männern und Frauen, ohne Trennung nach Alter. Ohne jegliche Trennung nach Geschlechtszugehörigkeit und ohne einen Ort, um die Nacktheit verbergen zu können. Man kann nicht aufrecht stehen. Sich nur unter den Wasserstrahl kauern. Den liefert die Regierung. Zwischen den ein Meter hohen Wasserleitungen, keine Aufteilung in einen Frauen- und Männerbereich. Alle zusammen nackt im gleichen Hof, nur wenige Meter voneinander entfernt.“
Der Stil, in dem die Journalistin ihren Artikel schreibt, lässt Raum für Zweifel und mögliche Kritik an ihrer Wortwahl und an ihrem Ton. Aber das Bild, die Situation, wenn sie denn wirklich der Wahrheit entsprechen, machen sprachlos. „Das Bild eines schrecklichen und schockierenden Lebens“, kommentiert die Journalistin. Das Bild hat einen sehr ähnlichen, wenn nicht gar identischen Vorgänger. Wie nicht an die nackten Migranten aus dem „Aufnahme“zentrum von Lampedusa denken (wir haben darüber berichtet), deren Haut vom harten Strahl des Desinfektionsmittels gegen Krätze völlig gerötet war? Eine Schande, ein Skandal, sagt man. Aber offensichtlich kann es immer noch schlimmer kommen. Fernab von Medienaufmerksamkeit und von Institutionen kollabieren die sizilianischen Zentren völlig. In solchen Situationen wie diesen bleiben oft Menschlichkeit, Respekt und Würde auf der Strecke. Die Vereine, die schon lange vor Ort arbeiten, sprechen von einer völlig unübersichtlichen Situation, in der ständig Übergriffe erfolgen (hier die Aussage von Carmen Cordaro, Anwältin des Vereins Arci Thomas Sankara in Messina und die letzten Infos über die Zentren durch den Verein Borderline Sicilia).
Inzwischen ist das Zentrum von Lampedusa, genau das, das wegen der „Anti-Krätze-Wasserwerfer“ angeklagt worden waren, wieder eröffnet: Am vergangenen Freitag wurden 1400 Personen an der Mole ausgeschifft, in der Mehrheit Eritreer, Somalier und Syrer. Das Zentrum ist eigentlich wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, wird aber aus dringender Notwendigkeit wieder eröffnet und die Genossenschaft Lampedusa Accoglienza wird das Zentrum wieder verwalten, also genau dieselbe, die für die „Anti-Krätze-Wasserwerfer“ verantwortlich war.
Wir haben versucht, Aktivisten von Augusta zu kontaktieren, um den Wahrheitsgehalt des Vorgefallenen zu überprüfen, aber ohne Erfolg. Wir versuchen es in den nächsten Stunden weiter.

Aus dem Italienischen von Jutta Wohllaib