Inakzeptable Bedingungen in Salinagrande; Trapani

Sechs Betten pro Zimmer, Matratzen auf dem Fußboden, überschwemmte Zimmer. So leben die Flüchtlinge von Salinagrande (Region Trapani). Minderjährige Kinder, die aufgrund der Abwesenheit der Eltern den Bewohnern anvertraut werden. Die Unzulänglichkeit der Wohnsituation der Asylbewerber, die in Salinagrande untergebracht sind, wird dieses Mal von den Fotos bestätigt, die uns gezeigt werden. In einem Raum von 10 bis 15m² schlafen fünf, sechs Personen. Die Anordnung der Zimmer sieht vier Liegen plus zwei Matratzen am Boden vor. Insbesondere ein Zimmer ist aufgrund eines Rohrbruchs seit gut sechs Monaten ständig überflutet. Trotz der wiederholten Beschwerden der Personen, die zur Zeit dort wohnen, sind jeden Abend zwei der sechs Flüchtlinge gezwungen ihre Matratzen auf den nassen Boden zu legen.
Eine bereits einige Zeit zurückliegende Beschwerde, die direkt den Verantwortlichen des Aufnahmezentrums vorgetragen wurde, aber noch nicht beantwortet wurde, ist das Fehlen von warmen Wasser. Unzählig Asylbewerber sind aufgrund der ständigen kalten Duschen und des andauernden Ausgesetztseins des Windes, der charakteristisch für die Gegend von Salinagrande ist, erkrankt. Seit mehreren Wochen befindet sich eine Familie wegen einer starken Erkältung von zwei ihrer Kinder im Krankenhaus. Ursache des sich verschlechternden Gesundheitszustandes sei laut der anderen Bewohner das fehlende warme Wasser und die schlechte Versorgung durch das Zentrum gewesen.

Bei dieser Gelegenheit machen wir darauf aufmerksam, dass aufgrund des Fehlens der beiden Elternteile, die beiden kleineren Geschwister im Alter von circa zwei bis drei Jahren, den ganzen Tag alleine mit den Bewohnern des Aufnahmezentrums sind, welche sich zwar liebevoll um sie kümmern, dennoch fehlt jegliche Aufsicht eines Sozialarbeiters oder eines Mitarbeiters des Zentrums.

Dieser Fall ist beispielhaft für die Zweideutigkeit und den Mangel an Fürsorge, die die Leitung des Aufnahmezentrums charakterisieren. Im Zentrum ist in der Tat keine Einteilung in Bereiche für Männer, Frauen und Familien vorgesehen. Die Zimmer liegen alle nebeneinander, somit ist neben einem Zimmer mit fünf oder sechs Frauen ein weiteres Zimmer mit ebenso vielen Männern, worauf ein Zimmer mit einer Familie folgt. Die Nächte im Lager erweisen sich als eher unruhig, mehrere Asylbewerber haben uns mehrmals von Fällen des Alkoholmissbrauchs und sogar von Prostitution berichtet. Zudem wurde die Sicherheit als vollständig unzureichend beschrieben.

Die Flüchtlinge berichten auch von Konflikten innerhalb des Aufnahmezentrums, aber die einzigen die sich bemühen die Wogen zu glätten, sind nicht die Angestellten oder die zwei, drei Polizisten die im Lager arbeiten, sondern die Bewohner selbst.

Der Zusammenhalt, die Solidarität und die prekäre Harmonie, die sich zwischen den Asylbewerbern in Salinagrande gebildet haben, sind spontanen und fragilen Gleichgewichten geschuldet und werden in keiner Weise von der Zentrumsleitung begünstigt. Das liegt auch daran, dass im Lager keine Versammlungsorte, nicht einmal die zu erwartenden und grundlegenden, wie eine Kantine, vorhanden sind. Der Raum in dem das Essen serviert wird, erscheint in der Tat wie ein steriler, weißer Saal ohne Tische. Die Bewohner holen ihr in Plastikverpackungen eingeschweißtes Essen und verzehren es in ihren eigenen Zimmern. Darüber hinaus scheint es so, dass das von einer Fremdfirma gelieferte Essen, sofern es nicht abgeholt wird, an die liefernde Bar zurückgeschickt wird, obwohl es bezahlt wurde. Neben dem „Essensbereich“ trennen ein paar simple Bettlaken, das ab was ein heiliger Ort und Versammlungsort, die „Moschee“ des Aufnahmezentrums, sein sollte.

Die Asylbewerber beklagen auch das Fehlen angemessener Bekleidung, sie zeigen uns verschlissene Kleidungsstücke und Schuhe und berichten, dass die Kleider selten und oftmals schon in schlechtem Zustand ankommen. Ein Bewohner zeigt uns seinen zerstochenen Rücken und sagt uns, dass der Doktor des Heims ihm weiterhin nichts verschreibt.

Warum also Orte der Begegnung schaffen, für Behandlungen sorgen, Leistungen anbieten, wenn das, was wir vorfinden einer Verwaltungslogik entspricht, die in perfekter Linie mit der von der Kooperative durch einen Preisnachlass gewonnenen Ausschreibung steht?
„Schlafen und essen, essen und schlafen“, ist das was uns alle Bewohner des Aufnahmezentrums verbittert wiederholen, als wir sie über die Lebensqualität in Salinagrande befragen. Uns schien es, dass selbst diese Grundbedürfnisse nur unter Schwierigkeiten eingeräumt wurden.

Diana Pisciotta und Alberto Biondo, Anitrasstistisches Forum Palermo

Aus dem Italienischen übersetzt von Alessandro Pastore