CARA von Mineo: Ein Migrant tot aufgefunden

L‘Urlo – Ein weiterer Toter im CARA von Mineo. Es handelt sich um einen Jugendlichen, der auf dem Boden liegend hinter einem Gebäude des Aufnahmezentrums aufgefunden wurde. Dort hat auch schon der Lokaltermin der Staatsanwaltschaft von Caltagirone stattgefunden. Die Untersuchungen schließen keinerlei Hypothese aus.
Die vorhergehenden Fälle
Am 16.März 2012 ist Anthony Yeboah gestorben. Fünf Tage zuvor wurde er im Krankenhaus von Caltagirone aufgenommen. Er starb durch einen Gehirnschlag. Tage zuvor war er entlassen worden. Der Asylantragsteller hatte sich schon am 9. März ins Krankenhaus begeben, d.h. am Tag bevor sich sein Zustand verschlechterte.

Am 14.Dezember 2013 starb ein 21jähriger Eritreer im Aufnahmezentrum für Asylantragsteller. Der junge Mann wurde mit einem Seil um den Hals in einem Wohnhaus des Zentrums aufgefunden.

Aktuell befinden sich mehr als 4000 Asylsuchende in dem Aufnahmezentrum. Trotz der Versprechen des italienischen Innenministers Alfano zur Beschleunigung der Bearbeitung der Asylanträge scheint sich bis heute wenig geändert zu haben. Die Vorfälle von Gewalt, die bekannt werden, steigen. Vom 31.Januar stammt die Meldung über eine junge Frau, die 90 Tage lang Gewalt erlitten hat.

Schatten der Bestechungsgelder auf dem CARA
Es geht um die Auftragsvergabe zur Leitung des CARA von Mineo. Diese These wird durch mehrere abgehörte Gespräche von Luca Odevaine bestätigt. Er ist der Ansprechpartner von Salvatore Buzzi, dem König der sozialen Kooperativen, und im Zuge der Ermittlungen zur „Mafia capitale“ wegen seiner Beziehungen zu Massimo Carminati, der an der Spitze der „Cupola nera“ steht, im Gefängnis gelandet.
In den tausend Seiten, die dem Haftbefehl beigefügt sind, unterschrieben von römischen Staatsanwälten, taucht der Name des Aufnahmezentrums von Mineo häufig auf. Die Version von Odevaine, falls sie sich bestätigt, zieht den Schleier von dem vielleicht größten Skandal in der Verwaltung der Migration. Allein die letzte Ausschreibung zur Betreiberschaft vom vergangenen Juli hatte einen Wert von 100 Millionen Euro. Odevaine hat in den abgehörten Telefongesprächen erklärt, wie die Ausschreibung stattfand und wer sie gewonnen hat. Aus den Untersuchungen der Carabinieri gehen die Kontakte zwischen Odevaine, Mitglied der Vergabekommission, dem Direktor des Konsortiums Calatino, in dem die Kommunen der Gegend um Catania vertreten sind, die nach der Provinz zu „ausführenden Organen“ für das CARA geworden sind und den Managern von Cascina, Bezugsfirma von „Comunione und Liberazione“, Teil dieser Seilschaften, hervor. Sie hat dann die Ausschreibung gewonnen, hat aber schon seit 2011 einige Dienste im CARA verwaltet.
In einem Gespräch mit seinem Steuerberater sagt Odevaine bezüglich der Ausschreibung für Mineo im vergangenen Juli: „Wir müssen jetzt die Ausschreibung machen… Wir veröffentlichen sie, dann werde ich in die Kommission zurückkehren, um die Ausschreibung zu gewinnen, wobei wir sagen können, dass sie insgesamt ausreichend abgesichert ist… Es wird schwer sein, dass man jemand anderem den Zuschlag erteilen kann, nein, in Ordnung, komm, es ist fast unmöglich.“
Gewonnen hat den Megaauftrag die Seilschaft der bisherigen Verwalter. Ddie besteht neben der Cascina auch aus der Sisifo, die Beziehung hat zum Verband der Kooperativen, aus der Casa della Solidarietà (Haus der Solidarität) der Arciconfraternita von San Trifone, geleitet von Tiziano Zuccolo (der sich einer weiteren Abhöraktion zufolge einige Geschäfte mit Buzzi in Rom teilt), der Senis Hospes und der Sol Colatino. In einem Gespräch mit seinem Steuerberater erklärt Odevaine auch, wie der erste Wettbewerb in 2011 geführt wurde. Und hier nennt er den Ex-Präsidenten der Provinz Giuseppe Castiglione, der damals vom Minister Roberto Maroni zum „ausführenden Organ“ für das CARA von Mineo ernannt wurde. Castiglione in der Rolle des Präsidenten der UPI (Union der italienischen Provinzen) hat Odevaine für den nationalen runden Tisch für Migration empfohlen und ihm die Rolle des Beraters für das CARA übertragen. Den Ermittlern zufolge zwei Schlüsselpositionen für das, was sie als „System Odevaine“ bezeichnen. Der Berater sagt zu seinem Steuerberater bezüglich des ersten Wettbewerbs für die Verwaltung des CARA: „Als ich darunter gefahren bin hat mich Castiglione am Flughafen abgeholt. Er hat mich zum Mittagessen mitgenommen und am Tisch angekommen, gab es nur einen leeren Platz… und ich verstand, dass der, der zum Mittagessen mit uns kommen würde, derjenige ist, der den Wettbewerb gewonnen hat.“
Die Ermittler wissen nicht, von wem Odevaine spricht. Aber in einer anderen Unterhaltung erzählt der verhaftete Superberater, wie das „System“ 2011 entstanden ist: „Ich sage ihm (Castiglione, Anm. d. Red.), dass wir eine starke Gruppe schaffen müssen… ich habe schon mit denen von der Arciconfraternita in Rom darüber gesprochen und sie haben in der Zwischenzeit mit denen von Cascina fusioniert… dazu habe ich sie Castiglione vorgestellt und dann ist das daraus geworden.“ Und noch einmal: „Castiglione hat sich sehr der Comunione und Liberazione genähert… Comunione und Liberazione unterstützen strukturell all die Dinge von Alfano und Mitte-Rechts.“ Ovedaine behauptet außerdem, für seine Rolle und dafür, dass er Cascina zum CARA von Mineo gebracht hat, eine Gegenleistung erhalten zu haben: „Mir haben sie für Mineo 10.000€ pro Monat gezahlt als… sagen wir mal so: Abgabe.“ Und angesichts der Tatsache, dass sich in der Zwischenzeit die Belegung des CARA von Mineo verdoppelt hat, von zwei- auf viertausend Migranten, fügt er hinzu: „Nein, das kann nicht der gleiche Betrag sein… und so sind wir zu 20.000€ übergegangen.“

Vincenzo Barbagallo

Aus dem Italienischen von Rainer Grüber