In Libyen wie Sklav*innen geschlagen, verkauft und getötet. Die Bilder, die der italienische Innenminister vortäuscht, nicht zu sehen

Meltingpot.org – Dieses Videozeugnis wurde am 14. Januar 2017 in Grigarage in Libyen gedreht. Es ist eines der gefährlichsten Viertel von Tripolis. “Alle Libyer besitzen Häuser die von Schwarzen bewohnt werden. Da du bezahlt wurdest, wurdest du gekauft und nun bist du ihnen gezwungenermaßen ausgeliefert. Es ist immer eine Waffe gegen dich gerichtet,“ erzählt der Zeuge, der das Video gemacht hat. Er hat uns gebeten die Bilder zu veröffentlichen. „Ich habe meinen Freunden mein Wort gegeben, sollte ich es nach Europa schaffen, werde ich veröffentlichen, was am 14. Januar passiert ist. Dieses Datum hat sich in unsere Erinnerungen eingemeißelt.“

(Eine Übersetzung aus dem Französischen von Arianna Dall’Orio; Schnitt von Ludovica Alberti)

Guten Tag meine Damen und Herren,

Dieses Video habe ich während meines Aufenthalts in Libyen gedreht. Es handelt sich hierbei nicht um eine Fotomontage.

Diese Ereignisse haben sich am 14. Januar 2017 um Uhr 13.00 in Grigarage zugetragen. Alle Migräne die Libyen passiert haben, kennen dieses Viertel. Grigarage ist das Viertel der Schwarzen. Am 14. Januar sind die Libyer gekommen, um uns Schwarze herauszuholen und um uns festzunehmen. Sie haben uns ins Gefängnis geworfen, um uns dann wie Sklaven zu verkaufen. In dieser Welt haben Schwarze keine Macht.

Ich habe meinen Freunden mein Wort gegeben, sollte ich es nach Europa schaffen, werde ich veröffentlichen, was am 14. Januar passiert ist. Dieses Datum hat sich in unsere Erinnerungen eingemeißelt. Mit diesem Video, das ihr gerade anseht, habe ich mein Versprechen eingelöst. Auch ich bin darin zu sehen … wir haben nichts gemacht, wir sind einfach nach Libyen gekommen, um von dort die Überfahrt über das Mittelmeer zu versuchen.

Die Libyer haben uns geholt und sie haben uns ins Gefängnis gesteckt, um uns an ihre arabischen Brüder zu verkaufen. Die Soldaten haben uns geschlagen. Seht ihr? Schaut hier oben, hier ist ein bewaffneter Soldat. Im Haus befindet sich ein zweiter Soldat, er zwingt uns unter Schlägen das Haus zu verlassen.
Das alles, um uns an ihre Brüder zu verkaufen und um uns zur Arbeit in der Wüste oder im restlichen Libyen zu zwingen. Die Migranten werden in alle libyschen Städte geschickt: Beni Ulid, Tripolis, Misrata, Sabrata, Tagiura, Grapoli.

Ich rufe die internationale Gemeinschaft, die Europäische Union, die Afrikanische Union und den Staat Italien zum Erbarmen mit den Schwarzen auf. Sie sollen Erbarmen mit uns Schwarzen in Italien haben; … Sie sollen Erbarmen mit uns haben und uns Papiere gewähren, … denn wir haben in Libyen genug erleiden müssen.

Jede*r Libyer*in besitzt ein Haus in dem Schwarze untergebracht sind. Da für dich bezahlt wurde, wurdest du gekauft und deshalb bist du ihnen gezwungenermaßen ausgeliefert. Es ist immer eine Waffe gegen dich gerichtet.

Ich war im anderen Lager, es wird „Saba shirine“ genannt. Die Libyer*innen kamen immer zu uns, um uns bei den Brunnen arbeiten zu lassen… An einem Tag sind sie gekommen und haben uns zur Arbeit bei den Brunnen mitgenommen. Wir haben uns gewehrt und sie haben drei Menschen getötet.

Als wir im Gefängnis waren, sind die Araber*innen gekommen und haben uns gekauft. Die internationale Gemeinschaft, die Europäische Union und Italien sollen wissen, dass in der libyschen Wüste Schwarze verkauft werden. Sie sind in der Wüste, während ihre Eltern glauben sie seien tot. Aber sie sind nicht tot, sie sind in der libyschen Wüste und arbeiten in Sklaverei.

Seht hin, seht hin unsere Brüder sind dort … an diesem Tag war auch ich dort … es war hart für uns, es war hart …

Unsere afrikanischen Staatschefs, unsere afrikanischen Staatsoberhäupter müssen etwas dagegen unternehmen. Sie müssen etwas unternehmen, um uns zu helfen. Sie müssen uns Schwarzen helfen. Viele sind in Libyen blockiert, sie können weder nach Europa noch zurück in ihr Heimatland. Wir sind zu einer libyschen Ware geworden. Der Libyer, wenn er etwas braucht …

Habt ihr euch das Video angesehen, von dem ich gesprochen habe … hier das Foto … nachdem sie uns aus dem Haus getrieben haben, haben sie uns hierher geschickt.

Seht hin, wir sitzen auf dem Boden… wir sitzen auf dem Boden, wir sind ihnen ausgeliefert. Seht hin, einige Migranten werden festgenommen. Wir waren dort und wussten nicht was mit uns geschieht.

Seht ihr? Sie haben die Soldaten geschickt. Die Soldaten sollten uns holen und festnehmen.

Hier seht ihr den Araber. Ihr arabischer Bruder kommt, um uns zu kaufen, um uns dann zum Arbeiten in die Wüsten verschiedener Länder zu schicken und um uns in Sklaverei arbeiten zu lassen. Wir waren Sklaven.

Seht ihr die Soldaten? Und seht … an diesem Tag gab es zwei Tote. Als die Wachen gekommen sind, haben sie versucht zu flüchten … hier liegen sie auf dem Boden … die Soldaten haben sie erschossen.

Seht ihr? Seht ihr den Araber, der da hinten steht? Sein Gesicht ist nicht zu erkennen aber ihr könnt seinen Fuß sehen … sie haben die beiden erschossen.

Deshalb bitten wir die internationale Gemeinschaft um Hilfe.

 

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner