Minderjährige Flüchtlinge: die glückliche Insel Mazzarino

Schulen und Sport sind Übungsräume der Integration

Meridionews – Concetta Purrazza – Seit
acht Jahren ist die Organisation „I Girasoli“ im Zentrum des Ortes
Nisseno ein Vorzeigeprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die
gelungene Aufnahme erfolgt durch das Zeitverbringen mit Schulkameraden über den
Unterricht hinaus. Und im nächsten Projekt werden die Geflüchteten
Englischlehrer*innen für ihre Mitschüler*innen.

Die Möglichkeit, sich eine
neue Zukunft aufzubauen, läuft über die Schulbank und den Sport, daran hegen
die Verantwortlichen der Organisation für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge
keinen Zweifel. Nachdem sie Gewalt erlitten und alles aufs Spiel gesetzt haben,
um Europa zu erreichen, haben sie heute Sicherheit in der Gemeinschaft von
Nisseno gefunden. „Hier leben wir in einer neuen Familie, an einem Ort, in
dem wir wieder anfangen können, Hoffnung für unsere Zukunft zu schöpfen“,
vertrauen uns einige Jugendliche der Einrichtung an.

In den acht Jahren, seit die
Organisation gegründet wurde, hat sie viele Jugendliche aus Asien und Afrika im Alter von 16 bis 18
Jahren aufgenommen. „Die Aufenthaltszeit“,
erklärt Michele Liuzzo, einer der Koordinatoren des Projekts, „ist für Jeden unterschiedlich. Es gibt welche, die seit Monaten in der Einrichtung sind,
manche sind erst seit Kurzem hier, manche schon seit einem Jahr, wie Robert, der
gerade 18 Jahre alt geworden ist, die Handelsschule in Mazzarino besucht und
davon träumt, im Finanz- und Wirtschaftssektor zu arbeiten.“ Bei den
„Girasoli“ läuft die Integration der minderjährigen Flüchtlinge ins
örtliche soziale Netz über die Schulen und die sportliche Betätigung. Die
Klassengemeinschaft wird zu einem Exempel um Beziehungen zu den gleichaltrigen
italienischen Jugendlichen zu entwickeln und um sich mit der Umgebung vertraut
zu machen. Robert und Mohamend sprechen über ihre Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung
mit italienischer Literatur und ihren Beziehungen zu ihren Mitschüler*innen:
„Die Göttliche Komödie zu lesen und zu verstehen ist sehr schwer. Zum
Glück wird uns im Nachmittagsunterricht im Zentrum jeden Tag dabei geholfen.
Unter den Mitschüler*innen haben wir viele Freunde, die wir auch nach dem
Unterricht treffen.“ Cettina Nicosiano, die Koordinatorin des Projekts für
Minderjährige, unterstützt die Jugendlichen in ihrem schulischen
Integrationsweg und erinnert an die Erfahrung mit Noufou, der nach dem Besuch
des kaufmännischen Gymnasiums „E. Maiorana“ an der Piazza Armerina
diplomierter Fremdenführer geworden ist. Heute arbeitet er als Kulturmediator
in Caltanissetta, ist jedoch noch in Kontakt mit seinen ehemaligen Mitschüler*innen.

Der Sport ist ein anderer
Kanal, über den Integration erreicht wird. Die Jugendlichen nehmen an
Fußballturnieren teil und trainieren im Fitnessstudio. Auf dem Fußballfeld
lernen sie gegenseitigen Respekt. „Wenn wir mit den Jungs aus
Mazzarino auf dem Fußballplatz in der Nähe des Zentrums Fußball spielen, existieren
keine verschiedenen Nationalitäten, Religionen oder Sprachen“, erzählen
einige minderjährige Flüchtlinge. „Die Freundschaftsbeziehungen führen
sich auch außerhalb des Fitnessstudios fort. Das sind Initiativen, die den
Jungs helfen, sich wie Bürger zu fühlen. „Bald beginnt ein Projekt mit den
örtlichen Schulen“, verrät die Koordinatorin, „das unsere
Jugendlichen mit den Lehrer*innen beim Englischunterricht der Schüler in den
Schulen von Mazzarino involviert. Es wird ein gegenseitiger Austausch: die
Bewohner des SPRAR* werden sich als Teil der Gemeinschaft fühlen, in der sie
leben, während die Schüler*innen wiederum sie besser kennenlernen und gleichzeitig die
englische Sprache lernen werden“. Das Ziel der „Girasoli“ ist es, Bürger*innen aus ihnen zu machen, in einer Welt in der „die Neugierde,
andere Kulturen kennenzulernen, von Angst kontaminiert ist“,
kommentiert Nicosiano. „Sie unterstützen zu wollen ist nichts
Außergewöhnliches“, beendet sie „Es handelt sich um Jugendliche, die
wie alle Anderen Projekte haben, die sie realisieren wollen und eine große Lust
haben, es zu schaffen“.

*SPRAR: Sistema di
protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und
Flüchtlinge, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis (keine staatliche
Verpflichtung), ca. 3000 – 3500 Plätze in ganz Italien. Soll zur Integration
der Flüchtlinge dienen.

Übersetzung aus dem
Italienischen von Alina Dafne Maggiore