Modica, die traurige Geschichte von Abdoullai, Konditor ohne Asyl, verjagt aus Italien

Quelle: laRepubblica.it – Man muss ihn gesehen haben, wie er die Schokoriegel von Modica mit Sorgfalt, Ruhe und Genauigkeit bearbeitet. Abdoullai Sow, 28 Jahre alt und ein kräftiger Mann, arbeitet in der Schokoladenmanufaktur Antica Dolceria Bonajuto.

Abdoullai Sow, in der Manufaktur der Antica Dolceria Bonajuta in Modica.

Er ist der Erste der morgens in die Arbeit kommt und der Letzte der geht, niemals eine Minute zu spät. Aber jetzt riskiert er alles zu verlieren und aus Italien verjagt zu werden, da er kein Asyl bekommen hat. „Ich möchte hierbleiben, ich liebe es Schokolade zu machen“, sagt der junge Senegalese, in gutem Italienisch, einen weißen Hut am Kopf.

Abdoullai kam am 1. Juli 2014, nachdem er Afrika und das Mittelmeer durchquert hatte, nach Pozzallo. Aufgenommen in einem Zentrum in der Umgebung von Modica, sammelte er Kleingeld, in dem er Einkäufer*innen im Supermarkt Hilfe anbot. „Dort habe ich Frau Nunzia kennengelernt, sie hat mich in die Schokoladenmanufaktur gebracht“, erzählt der junge Mann, der im Senegal Maurer gewesen war.

Ein Fahrrad, um mobil zu sein und viel Wille die Hemdsärmeln hochzukrempeln: „Er hat sofort gelernt wie man Schokolade macht und legt viel Engagement und Leidenschaft in die Sache. Er ist engagiert”, sagt Pierpaolo Ruta von Bonajuto. Abdoullai hat sich integriert und ist selbständig: Er hat einen Hauptschulabschluss gemacht, hat Italienisch gelernt, hat den Führerschein gemacht und sich ein Auto gekauft, neben der Miete, die er bezahlt. „Ich habe ihn wachsen sehen, jeden Schritt nach vorne hat er sich selbst hart erarbeitet. Ich kann nicht verstecken, dass es mich jedes Mal freut, wenn er mit seinem Wagen ankommt. Er ist perfekt integriert, aber wegen der Bürokratie kann er nicht hierbleiben. Das ist absurd”, sagt Ruta, der alles machen wird um ihn nicht zu verlieren.

Als Abdoullai ankam, beantragte er internationalen Schutz, doch die Kommission bewilligte dies nicht, er sei ein „Wirtschaftsflüchtling“. „Wir haben zweimal Einspruch erhoben und zweimal eine negative Antwort erhalten. Jetzt appellieren wird an den Polizeipräsidenten, um einen speziellen Aufenthaltstitel zu bekommen. Der junge Mann ist hier perfekt integriert und hat ein altes Handwerk von Modica gelernt“, sagt sein Anwalt, Piero Sabellini. Abdoullai konnte in Italien bleiben, dank eines vorübergehenden Titels, der ausgestellt wurde um die Zeit bis zu einer Entscheidung zu überbrücken, aber nachdem alle Amtswege nun abgeschlossen sind, muss er das Land verlassen.

Er kennt jedes kleine Detail des Prozesses, die für die Kaltzubereitung der Schokolade wichtig sind, sowie Zutaten und Zeiten. Frau Nunzia ist Fachfrau im Atelier, für sie ist er ein Familienmitglied: „Er kommt zu uns zum Essen an den Festtagen, mein Mann und ich überlassen ihm die Schlüssel, wenn wir wegfahren. Er ist seriös und verantwortungsbewusst, was ergibt es für einen Sinn ihn wegzuschicken?“ Er hört nicht auf zu lächeln und die Schokolade zu rühren um sie in Form zu bringen. „Ich habe Glück und danke Gott, dass er mir diese Möglichkeit gegeben hat“, sagt der junge Mann und wiederholt: “Lasst mich hierbleiben, ich möchte einfach nur Konditor sein.“

Giorgio Ruta

Aus dem Italienischen übersetzt von Helena Hattmannsdorfer