Wenn der Notfall auch das SPRAR-System betrifft

In San Cataldo haben wir sowohl das außergewöhnlich gute Unterbringungszentrum (http://www.siciliamigranti.blogspot.it/2014/04/accoglienza-san-cataldo.html), als auch das SPRAR-Projekt besucht. Das SPRAR-Projekt wird von der Vereinigung „Omnia“ verwaltet und beherbergt 25 junge Männer, die vorher monatelang (zwischen 6 und 8 Monaten) in den informellen Zentren von Sutera und Palma di Montechiaro untergebracht waren, die von der gleichen Vereinigung verwaltet werden.
Nachdem wir von denselben Untergebrachten erfahren haben, dass sie erst fünf Tage zuvor in eben diese Wohnung umgezogen waren (der Besuch fand am 18.April statt), war es leicht festzustellen wieso die Wohnung in keinerlei Hinsicht für die Unterbringung bereit war.
Im Hinblick auf die baulichen und hygienischen Voraussetzungen ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es keinerlei Anzeichen für Wartungs- oder Malerarbeiten gibt, und dass alle Tapeten der Wohnung sowohl alt und schmutzig sind als auch schwerwiegende Risse haben.
Die hygienischen Bedingungen in der gesamten Wohnung lassen zu wünschen übrig, die Böden aller Zimmer sind dreckig und der des oberen Stockwerks ist vermutlich marode (einer der Untergebrachten hat uns gezeigt, wie sehr der Boden unter einem normalen Fußtritt schwankt).
Die Zimmer, die bereits ziemlich überfüllt erscheinen, werden noch voller werden, da nach Aussagen der jungen Männer in den nächsten Tagen weitere Gäste eintreffen würden. Die Situation hat sich auch unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Betreuung und Unterstützung als negativ erwiesen. Die Untergebrachten haben erzählt, dass sie bei ihrer Ankunft keinerlei Unterkunft erhalten und dass sie keine Informationen über das SPRAR-Projekt bekommen hätten.
Wir haben sofort die totale Abwesenheit der zuständigen Mitarbeiter bemerkt, während uns von den jungen Männern erzählt wurde, dass sie nie einen kulturellen Mediator oder einen Rechtsbeistand getroffen hätten, und dass die einzige Person, die regelmäßig in die Wohnung käme, derjenige ist, der ihnen die Einkäufe bringt. Wir haben die Möglichkeit gehabt diesen Angestellten zu treffen, der sich uns vorstellte, nachdem er von einem der Jungs angerufen worden war. Wir haben so feststellen können, dass er, auch wenn er ein sehr hilfsbereiter Mensch zu sein schien, keinerlei Fremdsprachenkenntnisse beherrschte, noch Kenntnisse darüber hatte, was ein Projekt integrierender Unterkunft sei. Im Moment hat auch der Italienischkurs noch nicht begonnen, ganz zu schweigen von den Ausbildungen, und das sind die Fragen, die die Jungs vor allem beunruhigen, die, nach einigen Monaten, immer noch nicht die Möglichkeit hatten, sich Italienisch anzueignen und die die Möglichkeit brauchen, ihre Zeit mit konstruktiven Tätigkeiten verbringen zu können. Außerdem haben einige von ihnen uns von der Schwierigkeit berichtet, Kleidung zu finden und einige von ihnen haben nicht einmal Schuhe.
Das intelligente System des SPRAR sieht die Integration der Asylsuchende vor. Um das Risiko zu vermeiden, dass sich auch im Rahmen dieser Projekte das Modell der Notfallunterbringung etabliert, das sich in den letzten Jahren auf dem gesamten nationalen Territorium ausgebreitet hat, und angesichts der Vermehrung der teilnehmenden Projektträger, ist es notwendig, die Kontrollen des Servizio Centrale (Trägter des SPRAR – Systems) zu verstärken, an welchen wir sofort die Ergebnisse unseres Berichts gesendet haben.

Giovanna Vaccaro
Redazione Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen von Philine Seydel