Was für Aufnahmebedingungen warten auf die Flüchtlingen nach der Ausschiffung im Hafen von Catania?

Am Dienstag, dem 30.6, ist das norwegisches
Schiff SIEM PILOT (Teil der Operation TRITON)
angekommen, das 419 Flüchtlinge am Hafenplatz 11 von Hafen in Catania
gebracht hat. Die Passagiere kamen aus Nigeria, Ghana, Eritrea, Senegal, Sudan,
Elfenbeinküste und Bangladesch. Wie auch bei anderen Anlandungen zuvor, waren
viele Medien und humanitären Organisationen vor Ort, die aber in den folgenden
Phasen keine Präsenz mehr zeigen.

Hinter dem Alibi des „Kollapses“ des Aufnahmesystems
aufgrund des „Flüchtlingsstroms“ (bis jetzt sind ungefähr genauso viele
Menschen angekommen wie letztes Jahr), passiert die Flüchtlingsausteilung in einer
zu kritisierenden Art und Weise. Die Entscheidung des Innenministers Alfano
gilt nicht mehr: Er wolle, dass das Zentrum Cara von Mineo das Monopol der
Erstaufnahme hatte. Dies ist aber aufgrund der Verbindung mit Mafia Capitale
gescheitert. Die Flüchtlinge der vorherigen Anlandungen wurden in
unterschiedlichen Zentren aufgeteilt, unter denen noch immer das Cara von Mineo,
von wo viele fliehen.

Von den 419 zuletzt angekommenen Flüchtlingen
wurden circa 70 nach Messina und 120 mit einem rumänischen Bus in die Lombardei
gebracht (ohne Möglichkeit sich auszuruhen). Die übrigen Personen wurden am 30.6
in Pala Spedini versetzt, wo sie bisher in unmenschlichen Umständen leben.
Obgleich die Kommunalverwaltung von Catania das Treffen von
„presidio leggero“ mit vielen Freiwilligenorganisationen veranstaltete, ist
keine von ihnen in Pala Spedini aufgetaucht. Am Mittwoch wurden wir von einem
Beamter von Polizeipräsidium in Catania angewiesen uns vom Zentrum fernzuhalten,
da wir ihre Arbeit behindert würden. Gestern wurde uns versichert, dass die Flüchtlinge
am Abend versetzt werden würden. Heute Nachmittag, nach drei Tagen finden wir
in Pala Spedini eine dramatische Situation vor: von 220 Leuten sind 27
Minderjährig (davon 4 Mädchen), es befinden sich dort drei schwangere Frauen
und es wurden 20 Fälle von Krätze diagnostiziert. Dazu hat ein 25 junger
Nigerianer ein Auge verloren und die Schulter gebrochen (das Krankenhaus hat ihn
sofort entlassen und ihm keine Patientenakte mitgegeben); viele sind barfuß und
fast alle tragen noch die Klamotten der Reise. Abgesehen vom Zivilschutzes
(Protezione civile), fehlt von anderen Organisationen jede Spur.

Wo sind die Medien? Bei der Ausschiffung wird
versucht, die „zuständigen“ Behörden und die Armee, die – wenn sie nicht in
fatalen militärischen Operationen involviert ist – Leben rettet, zu
interviewen.

Auch wenn unser Aufenthalt von einigen Polizeibeamten
nicht akzeptiert ist, haben wir heute zusammen mit wenigen anderen Freiwilligen
von anderen Organisationen Schuhe, kleine Wörterbücher, Hosen, Creme gegen
Krätzen und Seife verteilt. Leider reichen sie nicht für alle aus, aber wenn es
uns zugelassen wurde, diese Sache vorher zu sammeln, hätte sich die Solidarität
„von unten“ in diesen letzten Tagen konkreter ausdrücken können.

Antirassistisches Netzwerk Catania

Aus dem Italienischen von Miriam Burbarelli