Christen, Juden und Muslime legen eine symbolische Blume für die begrabenen Flüchtlinge nieder

Redattore Sociale – Auf dem Friedhof
Cimitero dei Rotoli in Palermo hat ein interreligiöses Gebet in Gedenken an die
Toten stattgefunden. Pater Domenico Guarino: „Als Zeugen haben wir die Pflicht
zu erinnern und davon zu berichten, was passiert, um die Mauer des Schweigens
und der Gleichgültigkeit zu durchbrechen“.

Auf diese Art haben gestern Nachmittag, am Totensonntag,
einige Bewohner Palermos auf dem Friedhof Cimitero dei Rotoli gemeinsam mit
Vertretern der katholischen, muslimischen und jüdischen Religion nach einer
Schweigeminute gebetet und Blumen und Kerze neben den „Zahlen“ niedergelegt (diese
markieren die Stellen, an denen die
Toten beerdigt sind). Die Zahlen stellen die wenigen jungen Afrikaner dar, die
das Glück hatten, beerdigt zu werden, gegenüber all jenen, die im Meer
geblieben sind. Unter den Flüchtlingen, die besonders bewegt waren, haben zwei
junge afrikanische Frauen teilgenommen, die ihre Partner verloren haben, sowie
ein junger Vater aus Ghana mit seiner kleinen Tochter, seine Frau und seine Schwägerin
sind gestorben. Neben der Comboni-Gemeinschaft, dem Antirassistischen Forum,
der islamischen und jüdischen Gemeinschaft waren auch der Präsident des
Kulturbeirats Adham Darawsha und der Leiter des Friedhofs Franco Marchese
anwesend. „Vor einem Jahr hatten wir ein Dokument entworfen, mit dem wir darum
gebeten hatten, dass allen unseren im Meer gestorbenen Brüdern ein ‚würdiger
Tod‘ garantiert werden könne“, erklärt der Pater der Comboni-Gemeinschaft Pater
Domenico Guarino, „heute sind wir immer noch hier um darum zu bitten, dass
wenigstens diejenigen, denen ein Begräbnis gestattet wurde, neben einer Zahl
auch einen kleinen Grabstein bekommen. Das alles soll ein starkes Zeichen dafür
sein, dass wir nicht gleichgültig bleiben und unser Herz nicht verhärten lassen
können. Wir werden nicht müde werden, nochmals zu sagen, dass der erste Schritt
für einen starken Bruch mit der Vergangenheit, die aus Tod und Leiden besteht, sicherlich
die Öffnung der humanitären Kanäle ist.“

Nach der
Lesung eines Gebets in Hebräisch folgte eine Lesung auf Arabisch vom Imam
Ibderrahmne Mustafà, woraufhin ein christliches Paternoster rezitiert wurde.
„Alle zusammen müssen wir an das denken, was jeder von uns heute tun
kann“, hat auch Ahmad Abd Al-Majid Macaluso, der Verantwortliche der religiösen
islamischen Gemeinschaft für Sizilien, „wir müssen uns darin einbringen, dass
Italien ein Vorbild des Miteinanders zwischen den Kulturen wird. Die Religionen
haben die Aufgabe, den irdischen Dingen Ordnung und Würde zurückzugeben.“

Eines der
sehr intensiven und stärksten Gebete hat auch ein junger Ghanaer sprechen
wollen, der mit seiner Tochter anwesend war und am vergangenen 11. Juli im Meer
seine Frau verloren hatte. „Ich bin sicher, dass Gott nicht das Böse will“,
sagte er, sichtlich gerührt, auf Englisch, „und ich glaube auch, dass wir die
schwierigen Momente unseres Lebens in einer größeren Dimension des Glaubens
lesen müssen, was uns nach vorne bewegen und weiter machen lassen soll.“

„Gott sammelt unsere Tränen“, hat Pater Domenico Guarino hinzugefügt, „um Leben
aus ihnen zu machen. Als Zeugen haben wir die Pflicht zu erinnern und davon zu
berichten, was passiert, um die Mauer des Schweigens und der Gleichgültigkeit
zu durchbrechen“.

„Ich bin für ein besseres Leben nach Italien gekommen“, das hat auch eine
andere junge Nigerianerin gesagt, die seit vier Monaten mit ihrer kleinen
Tochter die Comboni-Gemeinschaft „Das Floß“ bewohnt. „Alle müssen verstehen,
dass es nicht möglich ist in Nigeria mit der Angst vor Boko Haram zu leben und
mit der ganzen sexuellen Unterdrückung, die Frauen erleiden müssen.“

„Erinnern
wir uns immer daran, dass wir es mit Menschen zu tun haben, und nicht mit
Zahlen und Schlagzeilen in den Zeitungen, wie wir es oft von den Massenmedien
zu hören bekommen“, sagt mit Nachdruck der kürzlich in seinem Amt bestätigte
Präsident des Kulturbeirats Adham Darawsha. „Die einzige Botschaft, die weiterhin
perpetuiert werden muss, ist, dass diese Toten vermieden werden und aufgenommen
werden muss; wer es schafft, nach Italien zu kommen. Wir müssen uns völlig für
diese Menschen verausgaben. Es ist der einzige Weg, um eine Mauer gegen den
Hass und den Rassismus, die uns umgeben, zu bilden.“ „Wir machen mit Kraft
weiter, den Einsatz aller und der Institutionen einzufordern, um zu
ermöglichen, dass das Leben der Migranten respektiert wird“, ist auch in der
Veranstaltungsankündigung zu lesen, die von der Comboni-Gemeinschaft in Palermo
koordiniert und vom ganzen Netz der Aktivisten des Antirassistischen Forums
unterstützt wurde, „in der Sicherheit einer Reise für ein besseres Leben. Es
müssen humanitäre Kanäle und die Aufnahme garantiert werden, mit entsprechenden
Leistung im tragischen Moment des Todes.“ (set)

Übersetzung
aus dem Italienischen von Alina Maggiore