Die Barackensiedlung von Cassibile, planmäßiger Notstand «Arbeitgeber müssten Unterkünfte garantieren»

MeridioNews.it – AKTUELL – 79 Afrikaner in über 50 provisorischen Baracken auf einem Privatgelände. Weder Wasser noch Strom, höchst prekäre hygienische und sanitäre Bedingungen. Die Bewohner wurden der Staatsanwaltschaft gemeldet, doch die Politik tut sich schwer damit, Alternativen zu finden. „Wir versuchen, zusammenzuarbeiten“, heißt es vonseiten der Stadt Syrakus.

Die Situation spielt sich seit Jahren vor den Augen aller ab. Und dennoch wird jetzt erst Notiz davon genommen: Die über 50 Holz- und Wellblechbaracken auf dem etwa ein Quadratkilometer großen, in Privatbesitz befindlichen Grundstück in Stradicò nahe des syrakusischen Vororts Cassibile bilden eine illegale Siedlung, die ihren Bewohnern weder fließendes Wasser noch Strom, sondern verheerende hygienische Zustände bietet.

Als die Polizei das für bis zu 120 Personen ausgelegte Lager kontrollierte, hielten sich dort 79 Nicht-EU-Bürger auf. Dabei handelte es sich ausschließlich um volljährige Männer vornehmlich afrikanischer Herkunft mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung. Das ist keine Neuheit: es ist der planmäßige Notstand Migration, der jedes Jahr zur gleichen Zeit in dieser stark vom „Caporalato“, der Ausbeutung von Einwander*innen auf den Feldern, geprägten Gegend eintritt. Doch auch nach Entdeckung des Lagers durch Polizeikräfte und der Inspektion des Referats für Umweltpolitik der Stadt Syrakus befindet sich die Barackensiedlung unverändert an Ort und Stelle. Lösungen scheinen zurzeit nicht in Aussicht zu stehen.

„Wir arbeiten an einem Aktionsplan für die gesamte Gegend“, erklärte der Referent für Sozial- und Wohnungspolitik der Stadt Syrakus, Giovanni Sallicano, gegenüber MeridioNews. „Die Suche nach einer geeigneten Lösung erfordert aber Geld, und momentan sind die Finanzmittel knapp.“ So ist das Barackenlager für die zugewanderten Saisonarbeiter, die einen Großteil der landwirtschaftlichen Ernte auf den Feldern voranbringen, seit vielen Jahren die einzige Antwort auf das Unterkunftsproblem. Da sich die Zuständigkeiten der Stadt Syrakus, der Präfektur, verschiedener polizeilicher Einheiten, der Gesundheitsbehörde der Provinz und der Gewerbeaufsicht überlagern, bleibt die Situation unverändert. „Das macht die Angelegenheit noch heikler und komplizierter, da man die Lösung eigentlich mit vereinten Kräften und in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Organen suchen müsste“, ergänzt der Referent. „Die Eingriffsmöglichkeiten, die wir gerade erwägen und die finanziell nicht der Stadt zur Last fallen dürfen, schließen die Möglichkeit nicht aus, Akteure aus dem Non-Profitbereich oder Organisationen wie die Caritas einzubinden.“

Die vor allem aus dem Sudan stammenden Saisonarbeiter treffen ab Anfang März auf den Feldern ein, um anschließend bei der Gemüseernte rund um Cassibile zu helfen. „Sie leben für mindestens ein paar Monate in Favelas, die im Inneren baufälliger Häuser entstehen, oder in provisorisch konstruierten Hütten aus Materialien, die sie selbst auftreiben. Es gibt weder Strom, noch Wasser, noch sanitäre Anlagen.“ Dies bestätigte uns auch Carlo D’Antoni, Priester in der Pfarrei Bosco Minniti in Syrakus, die durch ihre Aufnahmepraxis in den Räumlichkeiten der Pfarrei seit Jahren zum Anhalts- und Zufluchtspunkt für Einheimische und Fremde geworden ist.

In dem Bereich des Lagers, in dem sich das gemeinschaftliche Leben abspielt, haben die Migranten einige Gemeinschaftsbereiche eingerichtet: eine Art Bar mit Theke und ein paar Plastiktischen, auf denen Essen und Getränke serviert werden. Zwischen Zelten, Wellblechplatten, gestapelten Sperrholzplatten und aufgehängten Stoffbahnen haben sie zudem eine Gebetszone geschaffen. Weiterhin wurde auf dem Grundstück eine Freiluftmüllkippe gefunden, auf der die Besetzer ihre Abfälle verbrennen. Alle Bewohner der illegalen Siedlung wurden der Staatsanwaltschaft Syrakus wegen Hausfriedensbruchs angezeigt, aber wie auch die Ordnungskräfte bestätigen, geht das Leben im Lager zumindest vorerst unverändert weiter. „Wir tun, was wir können, um das Problem zumindest für den Augenblick zu lösen”, sagt der Referent für Umweltpolitik der Stadt Syrakus Pietro Coppa. „Dabei warten wir auf eine endgültige Lösung für diese Migranten, die weder sesshaft sind, noch Nomaden. Sie sind Arbeiter, denen diejenigen, die ihnen eine Tätigkeit auf den Feldern anbieten, Unterkunft und Verpflegung gewährleisten müssten.

Noch nicht einmal auf dem Papier scheint es leicht, eine Lösung zu finden.

Marta Silvestre

MeridioNews

 

Aus dem Italienischen übersetzt von Laura Strack