Corpi migranti – Migrant bodies

Der Verlag Emuse veröffentlicht das Buch Corpi migranti auf Italienisch und in der englischen Ausgabe Migrant Bodies von Max Hirzel. Das Buch beinhaltet Textbeiträge von Dagmawi Yimer (Regisseurin), Grazia Dell’Oro (Redakteurin), Federico Faloppa (Professor für Geschichte der italienischen Sprache und Soziolinguistik an der Universität Reading) und Pietro Del Soldà (Journalist und Schriftsteller).

https://emusebooks.com/libri/corpimigranti/

„In der Wüste sah ich ein Grab. Es war eine junge Frau aus Douala. Ich habe mich gefragt, ob ihre Mutter, ihr Vater, ihre Schwestern und Brüder wissen, dass ihr Kind, ihr Geschwister dort liegt?“
So entstand das Buch Corpi migranti – Migrant Bodies, angeregt durch diese Frage eines jungen Mannes aus Kamerun.
Im Jahr 2015 begann der Autor seine Dokumentation über die Bestimmungen und Vorschriften für den Umgang mit- und die Beerdigung von Migrant*innen, die bei ihrem Versuch Italien zu erreichen, den Tod gefunden hatten. Seine Reise beginnt auf sizilianischen Friedhöfen, um zu verstehen, wo und wie diese Leichen begraben sind, wie viele von ihnen mit Namen versehen wurden oder was an der Stelle eines Namens steht. Am Ende dieser langen Forschungsreise, einige Jahre später, findet sich der Autor in einem Dorf in Saloum, Senegal, wieder.
Die Fragmente, die uns der Band präsentiert, konfrontieren uns mit dem Tod junger Migrant*innen, dem Umgang mit ihren Körpern und der Unmöglichkeit der Hinterbliebenen ihren Tod zu betrauern.

Dieses Werk wehrt sich gegen jene Konzepte der kollektiven Wahrnehmung von unausweichlichem Schicksal oder unvermeidlicher Tragödie und enthüllt die Realität der toten Körper, um das zu zeigen, was der Autor ‘Anomalie’, nennt; eine Abweichung, die wir weder zulassen noch akzeptieren dürfen.

Federico Faloppa äußert sich dazu: „Das Buch Corpi migranti bewahrt uns davor, dieses Geschehen, ‘diese Anomalie’ einfach hinzunehmen und zu akzeptieren. Es fordert uns auf, die Geschehnisse in der Aufnahme-, Zurückweisungs- und Abschiebepolitik nicht zu akzeptieren – sichtbar in den von der Gerichtsmedizin aufgereihten Objekten, in der Anonymität der namenlosen Zinksärge und den nummerierten Gräber – denn nichts von dem, was wir zu sehen bekommen ist den erlittenen Schicksalen angemessen.“

Migration ist ein hartes Argument des kontroversen, politischen Geschehens – die deutliche Sprache dieser Bilder führt uns über alle populistischen Kontroversen hinaus zu uns unserer Verantwortung als Menschen.

 

Aus dem Italienischen übersetzt von Susanne Privitera