Das CARA von Mineo: Immer überfüllter Schauplatz von Gewalt

Während die Landungen andauern und die Menschen weiter auf dem
Meer sterben, und während die Zentren Siziliens platzen, füllen
sich die Seiten der Regionalzeitungen mit Nachrichten, die von
gewaltätigen Vorkommnissen im CARA von Mineo erzählen und die
Migranten als Protagonisten sehen.

Das, was wir aus der Lokalzeitung entnehmen können, ist das es am
30 Juli im Inneren der Struktur eine Streitigkeit zwischen einem
Landsmann ghanaischer Herkunft und einer Frau nigerianischer Herkunft
gegeben haben soll, die dann am Tag danach zu einer Schlägerei
geführt habe, bei der der Ehemann der jungen Nigerianerin zu Schaden
gekommen ist und wegen eines Hirntraumas in das Krankenhaus
Cannizzaro in Catania gebracht wurde.

Weiter entnehmen wir der Lokalzeitung, dass ein Landsmann
ghanaischer Herkunft sofort nach Erreichen seiner Volljährigkeit
wegen des Tatverdachts auf Mord festgenommen wurde und in der
Struktur um Caltagirone unter Arrest steht. Weiter in diesem Fall,
bei dem es sich um eine größere Gruppe von Migranten handelte (ca.
9 Farbige, die an der Schlägerei beteiligt waren) soll auch ein
weiterer 27jähriger, ghanaischer Mann festgenommen worden sein und
sich im Krankenhaus von Caltagirone befinden, wo er in Folge des
Zusammenstoßes eingeliefert worden war. Gemeinsam mit ihnen sollen
sich 7 weitere Ghanaher und ein Nigerianer als Beschuldige
herausgestellt haben.

Vor allem anderen bestätigt das Vorfallen solcher Dinge innerhalb
des CARA von Mineo, dass ein Zentrum mit einer doppelten Belegung in
Bezug zu der realen Kapazität der Struktur (3500 registrierte
Insassen – ohne die nicht-Registrierten zu zählen – bei maximal
2000 Plätzen …) unter diesen Umständen absolut kein Ort der
Aufnahme ist, sondern eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment
explodieren könnte.

Aber jenseits all der Kritik, die von Beginn an von mehreren
Seiten in Bezug auf die Megastruktur aufkam, das was zum hundertsten
Mal anzuprangern nötig ist, ist die absolute Oberflächlichkeit der
Zeitung im Umgang mit dieser Art von Nachrichten.

Die Veröffentlichung der Namen der Beschuldigten, die in diesem
Fall Asylsuchende sind und noch nicht juristisch schuldig gesprochen,
und ihrer Fotos, ist bereits zur Gewohnheit vieler Zeitungen geworden
und beschädigt so das Recht auf Unschuldsvermutung. Wenn die
Beschuldigten überhaupt in den Vorfall verwickelt sind, so sind sie
immer noch nicht schuldig gesprochen und zählen weiterhin in die
Kategorie Verletzlicher. Auch wenn das von vielen Journalisten
ignoriert wird, gibt es eine Charta von Rom, die den Zweck hat die
Sicherheit von Asylsuchenden zu gewährleisten, bei denen es sich um
Personen auf der Flucht aus dem eigenen Land handelt. Somit könnte
es durch die Verbreitung ihrer Namen und Fotos zu schwerwiegenden
Konsequenzen für sie selbst oder ihrer zu Hause gebliebenen Familien
kommen. Der erschwerende Umstand des Risikos einer nicht
kontrollierten Verbreitung betreffender Daten kann ferner noch das
schüren, was ohnehin schon als ein schwer auflösbares Vorurteil
gilt, welches in der Wirklichkeit vor Ort, zu Schaden der Migranten
alltäglich ist, nämlich dass sie immer mehr kriminalisiert werden.

Außerdem wurde am darauf folgenden Tag bezüglich des gewaltsamen
Vorfalls innerhalb des CARA, ein Bericht von der COISP (Koordination
für die gewerkschaftliche Unabhängigkeit der Polizeikräfte)
verbreitet, in dem die ernste Gefahr, sowohl für das Leben der
Arbeiter als auch für das Leben der Untergebrachten, angeklagt wird.
Mit dieser Begründung fordert man von den Institutionen eine größere
Aufmerksamkeit in Konfrontation mit dem CARA und einen noch höheren
Etat für die Ordnungskräfte:

http://catania.livesicilia.it/2013/08/02/cara-di-mineo-ancora-violenza-la-denuncia-del-coisp_253612/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Catania-LiveSicilia+%28Live+Sicilia+Catania%29

In Bezug darauf, muss man unterstreichen, dass die Lösung gegen
Gewalt im Inneren des CARA nicht die Erhöhung der Ordnungskräfte
und eine Militarisierung der Zentren, die Asylbewerber beherbergen,
sein kann. Das Problem besteht in einem falschen Modell der Aufnahme,
welches sich durch Ghettobildung, Isolierung und Gigantismus
charaktersiert. In Anbetracht der bereits zugesagten und bestehenden
guten Praxis, die das einzige Modell für eine menschenwürdige
Aufnahme der Asylbewerber zu seien scheint, weit verbreitet und auf
dem Gebiet integriert und so ein für alle Mal ausgeschaltet von der
Logik des Notstandes.

Redaktion Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen von Viktoria Langer