Hunderte Migranten eingepfercht in Pozzallo

Am gestrigen Samstag, den 9. November,
sind Vanessa Ferreri (Abgeordnete der sizilianischen
Regionalversammlung) und Marialucia Lorefice (Abgeordnete der
Abgeordnetenkammer) nach Pozzallo gefahren, um die Sportarena zu
besuchen, die kürzlich vom Präfekten Annunziato Vardè
beschlagnahmt und in ein Aufnahmezentrum für Migranten
umfunktioniert worden war. Am Ende des Besuchs haben beide
Abgeordnete folgende Hauptprobleme hervorgehoben: die Überfüllung
der Einrichtung (wegen des Platzmangels sind die Migranten gezwungen,
eng gedrängt auf sehr dünnen Matratzen zu schlafen); die Kälte
während der Nacht, weil die ihnen zur Verfügung gestellte Kleidung
und die Decken unzureichend sind; die ihnen aufgezwungene
Ernährungsweise, nämlich jeden Tag Nudeln – mittags und abends –
was oft zu Verdauungsproblemen führt.

Neben diesen
Problemen – die wir in den letzten Tagen bei verschiedenen
Interviews in der Nähe des Zentrums erfahren hatten – ist die
größte Sorge der Migranten, dass sie lange Zeit in dieser
Einrichtung bleiben müssen, da viele von ihnen genau wissen, wie
lang die Wartezeiten sein können, bis sie von der zuständigen
Kommission für den Antrag auf internationalen Schutz einberufen
werden. Diese Furcht ist auch auf die ihnen bei der Verlegung
gemachten Versicherungen eines kurzen Aufenthalts von zwei bis drei
Tagen zurückzuführen, die umgehend widerrufen worden waren. Eine
beträchtliche Zahl der Migranten berichtet in der Tat, am Montag,
den 28. Oktober, im Zentrum angekommen zu sein. Es ist jedenfalls
augenscheinlich, dass diese Einrichtung absolut nicht als
Aufnahmezentrum geeignet ist, vor allem, wenn der Aufenthalt der
Migranten länger als 24 – 48 Stunden andauern sollte.

Wünschenswert wäre die umgehende Verlegung der Migranten in
angemessene Einrichtungen, doch dies erscheint derzeit eher
aussichtlos oder zumindest schwer planbar. Das entnehmen wir auch der
Aussage einer leitenden Angestellten des Polizeipräsidiums in
Ragusa, die heute in der Sportarena war und auf die Frage nach den
Verlegungen gesagt hat, dass die Befehle von oben kommen und die
Steuerung der Verlegungen in einen sich ständig weiterentwickelnden
Kontext eingebettet ist.

Ein Zeichen dieser Weiterentwicklung haben
wir zu unserem Bedauern bereits vor einigen Tagen wahrgenommen. Als
wir an der Strandpromenade in Pozzallo in der Nähe des Ersthilfe-
und Erstaufnahmezentrums einige Migranten danach fragten, was im
Hangar in Bezug auf eine mögliche Schließung – wegen des
bevorstehenden Winters – geredet wurde, wurden wir lebhaft von zwei
jungen Gambiern unterbrochen. Wir hatten sie etwa einen Monat zuvor
in Siracusa kennengelernt, als sie in der ehemaligen Schule Umberto
I. untergebracht waren. Vor einigen Tagen wurden sie in das
Ersthilfe- und Erstaufnahmezentrum in Pozzallo verlegt, warten jedoch
nach wie vor darauf, ihren Antrag auf internationalen Schutz stellen
zu können. Wir haben den Eindruck, keiner Weiterentwicklung, sondern
vielmehr einer Rotation der Verlegungen beizuwohnen.

Wer die
Spielsteine sind, ist offensichtlich, doch wer wirft die Würfel? Und
was ist das Ziel des Spiels? Sicher ist nur, dass dieser Zustand
absichtlich einen Notstand herbeiführt, und bei den ad hoc
geschaffenen Notständen sind es immer die üblichen Verdächtigen,
die ihren Gewinn daraus ziehen und Ängste streuen, wie es derzeit in
Pozzallo geschieht. Auch Forza Nuova ist angetreten, um eine
Situation, die ganz klar von den Behörden zu verantworten ist, für
ihre rassistischen Zwecke zu instrumentalisieren.

Die
Redaktion von Borderline Sicilia

Aus dem Italienischen von Renate
Albrecht