Kundgebung und Protestversammlung vor dem Cara von Mineo: Für die Schließung aller ethnischen Gefängnisse

Nach den
tragischen Schiffbrüchen, die in der ersten Hälfte des vergangenen
Oktobers ungefähr 600 Opfer verursacht haben, hat die Regierung mit
der Operation „Unser Meer“ neue Verfahren der Hilfe und der
Identifikation auf den Schiffen der Marine angeordnet. Auf diesen
Schiffen entscheiden sie, wer des internationalen Schutzes würdig
ist und wer nicht. Auf Sizilien angekommen, werden die Migranten, die
als nicht „geeignet“ betrachtet werden, ein
Asylbewerbungsverfahren in Gang zu setzen, entweder zwangsweise in
ihr Ursprungsland zurückgeführt (siehe Tunesier und Ägypter) oder
in einem CIE weggeschlossen.
Für die
anderen, Männer, Frauen und Kinder, Minderjährige ohne Begleitung,
öffnen sich die Pforten des italienischen Empfangs. Es sind
Menschen, die alles aufgegeben haben (Haus, Familie, Kinder, Arbeit
und Heimat) und jahrelang Wüsten und unsichere Länder durchquert
haben, um sich nach Europa zu retten und eine andere Lebenschance für
sich und für ihre Angehörigen zu haben, denen es nicht gelungen
ist, wegzugehen.

Das MegaCARA
von Mineo, in Betrieb seit März 2011, ist das größte Lager für
„menschliche Isolation“ in Europa. Tausende von Personen –
heute liegen die Zahlen bei mehr als 4000, dem doppelten der
ursprünglichen Aufnahmefähigkeit – die zu mehr als 50
unterschiedlichen ethnischen Gruppen aus Afrika und Asien gehören,
bleiben in erniedrigender Weise „geparkt“, in sehr langem Warten,
auch über 1 ½ Jahre, auf die Anerkennung des Asylrechts.

Es ist eine
Schande, dass diejenigen, die das CARA verwalten, ungestraft damit
fortfahren, tausende von Asylbewerbern ins Elend zu zwingen, indem
sie ihnen ihr Taschengeld (täglich 2,50€) in Zigaretten (auch für
die Kinder) und Telefonaufladungen bezahlen; für ihr eigenes
MegaGeschäft werden die Migranten als Objekte zum Parken auf
unbestimmte Zeit betrachtet. Diejenigen, die das Lager verwalten,
denken mehr an heuchlerische Fassadenkosmetik (die Fußballmannschaft,
den neuen Film über die „großartige Integration der Migranten“)
statt Italienischkurse, Winterkleidung, passende Nahrung, angemessene
Gesundheitsfürsorge zu garantieren und zu verhindern, dass sich
Fälle sexueller Ausbeutung von Asylbewerberinnen wiederholen, die
ihren angstvollen und unbehaglichen Aufenthalt um vieles erschweren.

Es ist eine
Schande, dass für das CARA von Mineo riesige öffentliche Ressourcen
(ungefähr 50 Millionen Euro für die Verwaltung in 2013) nicht für
die Aufnahme sondern für die Ausgrenzung von Menschen verschleudert
werden, die ein dringendes Bedürfnis haben, sich wieder mit ihren
eigenen Familien zu vereinigen und sich einen Lebensplan zu bauen.
Die Pizzarotti AG aus Parma ist, außer, dass sie mit
millionenschweren Verpachtungen Gewinn macht, auch in das Geschäft
der Verwaltung eingestiegen. Wir beziehen uns in diesem Punkt auf die
Charta von Lampedusa, die sich in der Spur bewegt, die von der
antirassistischen Bewegung und der Praxis dieser Jahre gelegt worden
ist.
(http://www.meltingpot.org/La-Carta-di-Lampedusa-18912.html#.Uv-w4IVIqrg)

Wir richten
einen Appell an das catanische, colanische (Region um Mineo) und
sizilianische solidarische Vereinswesen, damit das MegaCARA der
Schande sobald wie möglich geschlossen wird, und dass als
Alternative dazu die Anzahl der *SPRAR* in kleinen und mittleren
Zentren vergrößert wird, um eine wirkliche soziale Eingliederung zu
begünstigen, dem Beispiel der Gemeinden wie Riace in der Locride
folgend, zu viel geringeren Kosten und zu menschlicheren Bedingungen;
so wird darüber hinaus eine weitere Militarisierung unserer Insel
vermieden, schon jetzt Vorposten krimineller und
verfassungsfeindlicher Stützpunkte des Krieges der USA und der Nato
(Sigonella, Muos a Niscemi…) Zur Unterstützung der Ansprüche der
Asylbeantragenden des CARAs von Mineo und der laufenden Mobilisierung
auf nationaler Ebene Mitte Februar für die Schließung aller
ethnischer Gefängnisse (CIE, informelle Zentren…) richten wir
unseren Aufruf an das antirassistische Vereinswesen und an alle
Kräfte, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte einsetzen,
folgende Forderungen mitzutragen:

  • Wir halten
    es für grundlegend, dass in Mineo das „System“ C.A.R.A umgehend
    durch seine Leerung überwunden wird, aus Respekt gegen die von der
    Gesetzgebung vorgesehenen Zeiten für den Aufenthalt (35 Tage), durch
    die konsequente Vervielfältigung der eigens dafür vorgesehenen
    Kommissionen. Dieses MegaCara, einzigartig in Europa, ist ein
    gescheitertes Experiment der zwangsweisen Drosselung der Migranten,
    das, unter anderem, einen Rassenkonflikt zwischen Bodenständigen und
    Immigranten aufbaut.
  • Eröffnung
    einer dringlichen und öffentlichen Auseinandersetzung mit den
    übergeordneten institutionellen Strukturen hinsichtlich der
    Lebensqualität der Migranten des CARAs von Mineo und einer wirklich
    demokratischen Art und Weise der Wahl der Repräsentanten der
    Gemeinschaft. Die Nahrung, wesentlich nur Nudeln oder Reis, ist oft
    spärlich, zerkocht oder kalt und verursacht Krankheiten vom Typ
    Dickdarmentzündung, die diese Personen vorher nicht kannten. Die
    Gesundheitsfürsorge auch für die dringenden Fälle wie schwangere
    Frauen, an TBC oder Krätze Erkrankte, ist fast nicht vorhanden. Das
    Gleiche gilt für die Versorgung mit Kleidung: Noch heute gibt es
    dort Personen, die in T-Shirt und Badelatschen herumlaufen.

Wir wollen
nicht Komplizen eures Schweigens sein:

  • Der
    Schaffung moderner Lager mit Unterdrückung der Menschenrechte
  • Der
    Auslöschung der Persönlichkeit und der Hoffnung auf Leben einer
    Generation
  • Der
    Kommerzialisierung der Personen und der Körper der Personen
  • Der
    physischen und psychischen Gewalt gegen Frauen, Kinder und Männer
  • Der
    Aufwiegelung zur Gewalt und Rache

Wir wollen
keine Komplizen sein

  • der Nutzung
    öffentlicher Gelder zum Protektionismus und zur persönlichen
    Bereicherung
  • des
    Diebstahls und der Täuschungen
  • jeglicher
    Form von Militarisierung und militärischer Kontrolle unseres
    Gebietes

Kundgebung und Protestversammlung:

Sonntag, den
16. Februar um 10:00Uhr Kundgebung und Protestversammlung vor dem
CARA von Mineo

Die
sizilianische Geschichte hat uns gelehrt: Auswandern ist kein
Verbrechen!

Initiatoren:
Antirassismusnetz Catania; Basiskomitee NoMuos/NoSigonella, LILA,
Cobas Scuola-Ct, LavoroSocietà-Cgil-Ct, Osservatorio su Catania,
LaCittàFelice, Rifondazione Comunista fed.prov.Ct, Teatro Pinelli
Occupato-Me, Arci-Sicilia, Borderline Sicilia,Open Mind glbt, I
Siciliani giovani, Casablanca-periodico online, ANPI-Sicilia,
Coordinamento antirazzista palermitano, Palagonia Bene Comune,
Coordinamento regionale dei Comitati NoMuos, Circolo Città Futura
(Ct), ManiTese, Comitato Viva la Costituzione (Ct),…

info-adesioni:
alfteresa@libero.it

– System des
Schutzes für Asylsuchende und Flüchtlinge –

Aus dem
Italienischen von Rainer Grüber