Newsletter SICILIAMIGRANTS – Februar 2016

– Die Umsetzung des Hotspotsystems; weiterhin viele unbegleitete Minderjährige unter den Abgewiesenen
– Identifizierungen unter Gewaltanwendung und fehlender Schutz: der Fall Pala Nebiolo in Messina
– Neue Ankünfte von Migrant*innen, weitere Tote und Verletzte. Die Militarisierung der Anlandungen geht weiter
– Das Drama der langen Wartezeiten: Prüfstein für eine menschenwürdige Aufnahme, die es nicht gibt


DIE UMSETZUNG DES HOTSPOTSYSTEMS UND WEITERHIN VIELE UNBEGLEITETE MINDERJÄHRIGE UNTER DEN ABGEWIESENEN

Auf dem Weg zur Entkriminalisierung des Vergehens der illegalen Einwanderung entsteht ein neuer Stillstand: wer in Italien landet, wird weiterhin nicht als Opfer eines ausbeuterischen Systems angesehen, sondern als Tatverdächtiger. Innerhalb der Hotspots geht die summarische Unterscheidung von Migrant*innen, die in Europa bleiben können und den abgewiesenen weiter. Es finden Kontrollen statt und es herrschen Mangel an Informationen, psychologischer Druck und absoluter Mangel an individuellem Schutz. Borderline Sicilia besucht den Hotspot in Pozzallo.
http://139.59.164.81/2016/02/23/migrantinnen-die-ersten-monate-des/
http://139.59.164.81/2016/02/01/borderline-sicilia-besucht-den-hotspo/
Die wiederholten Anzeigen der illegitimen Praktiken in den Hotspots und das katastrophale Resultat der bereits durchgeführten Umsiedlungen können die Verwirklichung der in der Road Map vorgesehenen Übereinkommen nicht aufhalten. Nachdem Augusta nicht mehr in Frage kommt, ist Messina im Gespräch für einen neuen Hotspot in Sizilien.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/02/migranti-un-hotspot-messina-invece-che.html
Die Unmenschlichkeit dieses Systems zeigt sich im Umgang mit den so genannten „Migrationsströmen“ und in den kontinuierlichen Rückweisungen von unbegleiteten Minderjährigen und besonders Schutzbedürftigen. Der Staat, der diese Menschen schützen sollte, überlässt sie der Ausbeutung von skrupellosen Arbeitgebern. Diese gesetzeswidrige Praktiken werden von politischen Entscheidungen diktiert, die die Interessen der europäischen Regierungen über die Wahrung jeglicher Rechte stellen.
http://139.59.164.81/2016/02/01/die-geschichte-von-alagie-einer-der/

IDENTIFIZIERUNGEN UNTER GEWALTANWENDUNG UND FEHLENDER SCHUTZ: DER FALL PALA NEBIOLO IN MESSINA

Schlagstöcke begleiten die Anweisungen während der Rettungen auf See und Gewaltanwendung erfolgt bei der Abnahme der Fingerabdrücke. Schutz und Informationen über die Bewegungsfreiheit sind Mangelware. Minderjährige und besonders Schutzbedüftige werden in einem für sie gänzlich ungeeigneten Zentrum untergebracht. Die Ängste und Einwände von einigen Migrant*innen, die im Zentrum Pala Nebiolo in Messina untergebracht sind.
http://139.59.164.81/2016/02/15/pala-nebiolo-in-messina-mit-gewa/
In Messina bleibt die Lage der unbegleiteten Minderjährigen, die übergangsweise in der Turnhalle Gravitelli untergekommen waren, besorgniserregend. Nachdem sie von der Notunterkunft in Erstaufnahmezentren versetzt wurden, bleiben sie seit Monaten ohne die ihnen zustehende Begleitung und Unterstützung.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/02/i-minori-della-palestra-gravitelli.html

NEUE ANKÜNFTE VON MIGRANT*INNEN, WEITERE TOTE UND VERLETZTE. DIE MILITARISIERUNG DER ANLANDUNGEN GEHT WEITER

Tausende von Migrant*innen sind auch diesen Winter nach ihrer Überquerung des Mittelmeers in Sizilien gelandet. Viele verlieren weiterhin ihr Leben auf See, andere sind gezeichnet von der Gewalt vor ihrer Flucht. Es erwartet sie ein zunehmend militarisierter Staatsapparat, der Sicherheit und Kontrolle über die menschliche Unterstützung stellt.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/02/colpi-di-arma-da-fuoco-sparati-sui.html
http://139.59.164.81/2016/02/20/die-zunehmend-militarisierte-aufnahme/

DAS DRAMA DER LANGEN WARTEZEITEN: PRÜFSTEIN FÜR EINE MENSCHENWÜRDIGE AUFNAHME, DIE ES NICHT GIBT

Es herrschen Verzweiflung und Trostlosigkeit in den außerordentlichen Aufnahmezentren, die wir diesen Monat besucht haben. Migrant*innen, die seit Jahren und Monaten warten, leben in Zentren ohne kompetentes Personal und verlässliche Ansprechpartner. Dort ist die illegale Arbeit ihre einzige Möglichkeit und ist geradezu integriert in der Verwaltung des Asylsystems. Aufgrund von Einsparungen im Budget der Einrichtungen, müssen die Bewohner*innen für viele Dienstleistungen selber aufkommen, mit dem Geld, das sie als illegale Landarbeiter*innen verdienen.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/02/visita-al-cas-di-aidone-hotel-morgantina.html
http://139.59.164.81/2016/02/16/besuch-im-cas-dem-auerordentlichen/ Auch in den SPRAR* haben die Ausbildungsprojekte nicht die gewünschte Wirkung der Integration in die Gesellschaft und in den lokalen Arbeitsmarkt. Durch die langen Wartezeiten auf die notwendigen Dokumente sind die Migrant*innen der nicht enden wollenden Bürokratie ausgeliefert. Nervenaufreibend und selten sind Möglichkeiten der Begegnung mit der lokalen Bevölkerung und darum ist auch die Möglichkeit, sich eine Zukunft in Italien aufbauen zu können, gering.
http://139.59.164.81/2016/02/04/das-sprar-heim-in-gela-wo-das/
http://139.59.164.81/2016/02/07/das-sprar-von-aidone/
Sich zu vernetzen ist einer der ersten notwendigen Schritte, um eine Integration zu ermöglichen. Borderline besucht Villa Sergio in Caltanissetta, eine Einrichtung für Menschen mit HIV und macht nun die Vernetzung mit C.I.C.A* möglich, der Organisation, die die Institutionen für Menschen mit HIV in dieser Region koordiniert.
http://siciliamigranti.blogspot.it/2016/02/visita-villa-sergio-caltanissetta.html

*SPRAR: Sistema di protezione per rifugiati e richiedenti asilo: Schutzsystem für Asylsuchende und Flüchtlinge, kommunales Aufnahmesystem auf freiwilliger Basis
*C.I.C.A – Coordinamento Italiano delle Case Alloggio per persone con HIV/AIDS

Übersetzung aus dem Italienischen von Susanne Privitera Tassé Tagne