Sechs Flüchtlinge ertrinken vor der sizilianischen Küste

Spiegel Online – Am Samstagmorgen wurden die Leichen von sechs
ertrunkenen Flüchtlingen an einem Touristenstrand in der Nähe der
sizilianischen Stadt Catania gefunden. „Wir vermuten, dass es sich bei
allen um Syrer handelt“, sagte ein Sprecher der Hafenbehörde. Laut
Medienberichten war ein kleines Fischerboot mit etwa 120 Flüchtlingen an
Bord nur etwa 15 Meter vor dem Ufer aufgelaufen. Einige der
entkräfteten Passagiere hätten vergeblich versucht, das Ufer zu
erreichen.


Ertrunkene Flüchtlinge am Strand von Catania. Foto: DPA

Bis auf die sechs Ertrunkenen hätten es aber vermutlich alle an Land
geschafft, darunter auch mehrere kleine Kinder, sagte der Sprecher.
Allerdings suchten Taucher das Meer um das Boot nach weiteren Opfern ab.
Wo es in See gestochen war, blieb zunächst offen.

Bei anhaltend gutem Wetter hatten in den vergangenen Wochen vermehrt
Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten versucht, die gefährliche
Überfahrt über das Mittelmeer zu machen. Weil dies meist in völlig
überladenen Booten geschieht, kommt es regelmäßig zu Todesfällen.
In der Nacht zum Mittwoch waren rund hundert Einwanderer aus Syrien
vor der Küste von Calabrien gerettet worden. Sie hatten eine zweiwöchige
Odyssee hinter sich und waren schließlich auf einem elf Meter langen
Boot in Küstennähe ausgesetzt worden, bevor sie von der Küstenwache
entdeckt wurden.

Tausende Todesfälle


In der letzten Juliwoche waren 31 Flüchtlinge vor der Küste Libyens
ertrunken, nachdem ihr mit insgesamt 53 Menschen besetztes Schlauchboot
kenterte. Anfang August ertranken 24 Flüchtlinge vor der türkischen
Küste, als sie versuchten, Griechenland zu erreichen.

Im Juli hielt Papst Franziskus einen Gottesdienst auf der italienischen Insel Lampedusa ab,
um auf das Elend der dort in Abschiebehaft gehaltenen Flüchtlinge
hinzuweisen. Italien bringt Flüchtlinge, die es auf offener See
aufgreift, in Lagern auf Lampedusa unter.

Das Mittelmeer gilt als das Gewässer, in dem weltweit die meisten
Menschen umkommen – größtenteils Flüchtlinge. Gesicherte Statistiken
gibt es nicht, Hilfsorganisationen gehen aber davon aus, dass von
mehreren Zehntausend Flüchtlingen pro Jahr mehrere Tausend die Überfahrt
nicht überstehen.

Im Jahr 2011 wurden von Medien mindestens 1500 Totesfälle berichtet.
Hilfsorganisationen gehen darüber hinaus von einer hohen Dunkelziffer
aus. Nach Berechnung der Nicht-Regierungsorganisation Fortress Europe
kommen an den EU-Außengrenzen jedes Jahr mehr Menschen ums Leben, als an
allen anderen Grenzen der Welt.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht für die Zeit von 1993 bis 2012
von mindestens 17.000 Toten aus. Laut UNHCR haben Flüchtlingsbewegungen
2012 den höchsten Stand seit 1994 erreicht. Hauptursache dafür seien
aktuelle Kriege und Konflikte gewesen. Allein 55 Prozent der Flüchtlinge
seien aus Afghanistan, Somalia, Irak, Syrien und dem Sudan gekommen.
Aktuelle Zahlen für das laufende Jahr liegen noch nicht vor.

pat/AFP