Von einer Turnhalle zur nächsten: Aufnahme in Trapani

Seit mehr
als einem Monat sind sie in Italien, und sie haben bislang nur die
Wände der Turnhallen gesehen, die sie beherbergten. Dies ist das
unmenschliche Los von 44 Migranten, die seit dem 28. August in
Trapani von einer Turnhalle zur nächsten verschoben werden.
Verlagerungen, die kein Ergebnis haben als die Migranten zu
provozieren und den psychisch-physisch ohnehin schon geschwächten
Zustand negativ zu beeinflussen.

Eine erste
Verlegung diente dazu, die Turnhalle „Buscaino“ nahe der Mole
frei zu machen, aber die Migranten wurden in eine andere Turnhalle
verlegt (im Stadtteil „Cappuccinelle“).

Eine zweite
Verlegung wurde von der Präfektur durchgeführt, um die möglichst
geringste Anzahl an Lagern/Turnhallen zu nutzen, in welchen die
aktuell in Trapani anwesenden Migranten untergebracht sind. Auch
darum sind die 143 auf See von einem Handelsschiff Geretteten in die
Stadt verlegt worden. Von diesen sind ungefähr 40 in ein Lager in
Castelvetrano verlegt worden, während die Familien ins CARA von
Salinagrande gebracht wurden und die übrigen 51 in eine Turnhalle
von Trapani in der Via Verdinois.

Aktuell
befinden sie sich in der Turnhalle in Zuständigkeit der Sozialdienste
der Kommune, an der Strandpromenade Dante Aligheri gelegen, 70
Migranten: 19 aus der Gruppe, die am 28. August angelandet ist und 51
aus der Gruppe, die am 30. September angelandet ist. Die Aufsicht ist
nicht nur den Polizeikräften, den Carabinieri und der Finanzpolizei
anvertraut worden sondern auch dem freiwilligen Personal trapanischer
Vereinen, die die Schwierigkeiten beklagen, ihre eigentliche
„Mission“ nicht ordnungsgemäß durchführen zu können, da
Decken, Schuhe und vor allem psychologische und gesundheitliche
Unterstützung fehlen, soweit, dass die Ordnungskräfte und die
Freiwilligen Medizin, Schuhe und Kleidung für die Migranten kaufen.
Das schwerwiegendste Manko ist aber das Fehlen der
Gesundheitsfürsorge, weil ein beauftragter Arzt fehlt. Vergangene
Woche sind die Migranten in einen Hungerstreik getreten.

Die
Situation ist komplett außer Kontrolle und in Anbetracht dessen,
dass die Präfektur keiner Organisation einen Auftrag für die
Verwaltung dieses Notstandes zugewiesen hat, werden die „verlassenen“
Freiwilligen (sie beklagen auch die Abwesenheit der Caritas) nicht
mehr in der Lage sein, die schweren Lasten zu tragen, mit der Folge,
dass der kleine Beitrag, mit dem sie die Migranten bisher unterstützt
haben, fehlen wird, zumindest, wenn sich die Strategie der Präfektur
in den nächsten Stunden nicht ändert.

Unterdessen
verzeichnet man in Salinagrande die Anwesenheit von fast 400
Migranten.

Überall
gibt es Matratzen, selbstverständlich auch in den Turnhallen.

Alberto
Biondo

Boderline
Sicilia Onlus

(Aus dem
Italienischen von Rainer Grüber)