Brand im Lager von Pian del Lago: Die Unsichtbarkeit geht weiter

Die schlechten Lebensbedingungen der Migrant*innen im Lager von Pian del Lago (CL) sind ein weiteres Mal durch den Brand vom 18. bis 22. Februar auf eine harte Probe gestellt worden. Glücklicherweise kam es weder zu Opfern noch Verletzten. Sowohl die Feuerwehr als auch die Polizei haben interveniert: Sie haben das Feuer gelöscht, ein paar Fragen gestellt und weiter nichts. Somit wartet die Realität des Zerfalls unterhalb der Brücke der SS 640 immer noch auf eine würdigere Alternative.

Das Camp von Pian del Lago nach dem Brand

Von einer der„Baracken“ vor Ort ist nur noch ein Skelett aus Pfählen übrig und der Gestank von Verbranntem. Die Jugendlichen, die dort in diesen Tagen schliefen, haben alles verloren, sogar ihre Kleidung; sie sahen sich gezwungen zum Schlafen in ein  verlassenen Haus in der Nähe umzuziehen. Es sei nicht klar, was den Brand verursacht habe, erklären uns zwei Jugendliche, die neben den Resten sitzen. Sie schließen aus, dass sie irgendwo ein Feuer nicht gelöscht hätten, niemand habe gesehen, wer oder was das Feuer verursacht habe.

Im Lager, das aus einer weiteren Baracke und Zelten besteht, sind momentan etwa 15 Männer anwesend: einige dauerhaft, wie ein Mann ohne Papiere und mit einer offensichtlichen psychischen Instabilität, der seit einiger Zeit zwischen seiner Verletzlichkeit und dem Gefühl der Verlassenheit gefangen ist, oder abwartend wie ein Mann, auf einen Platz im *CARA oder in einem anderen Aufnahmezentrum in der Provinz von Caltanisetta. Viele sind auf der Durchreise, kommen aus vielen Teilen Italiens, um ihre Papiere zu erneuern. Vieler dieser Menschen, die keinen anderen Schlafplatz haben, verharren monatelang in dieser Wartehaltung, da es in der Stadt keine nächtlichen Aufnahmezentren gibt, wo man übernachten könnte. Sie schlafen in Zelten, Baracken und in verlassenen Häusern der Gegend, tagsüber stehen sie in der Kälte trotz des Regens, zwischen Pfützen und Schlamm.

Die Dauer für die Erneuerung von Papieren ist nicht kurz und diese Langsamkeit der Verwaltung hilft sicherlich niemandem, vor allem denen nicht, die Aufenthaltsberechtigungen aus humanitären Gründen für zwei Jahre verlängern, oder bloß für sechs Monate als Asylsuchende eine Verlängerung beantragen. Diese Personen werden eine quasi schon abgelaufene Aufenthaltsberechtigung bekommen. Ein Jugendlicher erzählt uns, dass er aus Mailand gekommen sei, um im Polizeipräsidium einen Termin zur Erneuerung zu erhalten,­ zwei Monate vor Ablauf der Aufenthaltsberechtigung – und der erste verfügbare Termin wurde ihm für November 2018 gegeben: neun Monate Wartezeit, sowie drei weitere Monate, bevor die Papiere abgeholt werden können. Ein verlorenes Jahr in apathischer Wartehaltung und in Besitz eines einfachen Blatts Papier, auf dem ein Termin vermerkt ist: Auf diese Weise müssen die Menschen ihre Lebenspläne unterbrechen, sie dürfen nicht arbeiten, nicht studieren und sich auch nicht bei der nationalen Krankenversicherung anmelden.

Ihr einziger Ausweg, um zu überleben, ist Schwarzarbeit auf dem Land, was Ausbeutung bedeutet.

Viola Gastaldi

Sara Scudero

Borderline Sicilia

 

*CARA (Centro di Accoglienza per Richiedenti Asilo ) – Aufnahmezentrum für Asylsuchende

Übersetzt von Maria Gambino